U20 Mannschaft Zweiter Spieltag

Jugendbundesliga Süd - Saison 2022/2023

Aufsteiger: SC Brombach | SF Heilbronn-Biberach

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Zweiter Spieltag: 22.10.2022

Heilbronner SV

1562 -

SC Untergrombach

1729

2½ - 3½

SC Brombach (N) 1464 - SC Ostfildern 1393

2 - 4

OSG Baden-Baden 1786 - SK Bebenhausen 1406

1½ - 4½

Karlsruher SF 1823 - SF Heilbronn-Biberach (N) 1799

4 - 2

Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SV Heilbronn

DWZ  

SC Untergrombach (N)

DWZ

Ergebnis

1 Hagenmeyer, Felix 1773 - Nied, Pascal 2159

1 - 0

2 Wolff, Calvin 1574 - Hayen, Andre 1800

0 - 1

3 Stahl, Johannes 1755 - Toth, Marc 1729

0 - 1

4 Hagenmeyer, Jannis 1552 - Richter, Simon 1619

1 -0

5 Birke, Dennis 1333 - Jung, Niklas 1614

½

6 Rupp, Johannes 1390 - Kling, Simon 1453

0 - 1

Zweiter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte DWZ-Schnitt

1

SK Bebenhausen

2

4:0

1418

2

SC Untergrombach

2

4:0

8

1747

3 Karlsruher SF 2 4:0 1820
4 SF Heilbronn-Biberach (N) 2 2:2 8 1799
5 SC Ostfildern 2 2:2 1377
6 Heilbronner SV 2 0:4 5 1562

7

SC Brombach (N)

2

0:4

4

1464

8

OSG Baden-Baden

2

0:4

1786

Spielbericht

Nach dem Auftaktsieg gegen Ostfildern war es sehr wichtig, am zweiten Spieltag im Auswärtskampf gegen den SV Heilbronn nachzulegen, weil in den späteren Runden noch stärkere Teams kommen. Untergrombach musste auf seine beiden Stammspieler Levin Uyar (private Veranstaltung) und Luca Toth (Englandfahrt) verzichten, erstmals waren dafür Simon Richter und Simon Kling in der Mannschaft. Eine der Stärken des Untergrombacher Teams sind die  nachrückenden Spieler, welche die Qualität der Mannschaft in keiner Weise beeinträchtigen. Dies bewies gegen Heilbronn Simon Kling an Brett 6.

Das erste Ergebnis des Kampfes steuerte Marc Toth am dritten Brett bei. Er gewann seine Partie mit einer starken Vorstellung. Normalerweise gilt die Wiener Partie als eher behäbige Altherren-Eröffnung, aber wie die beiden Jugendspieler sie vorgetragen haben, entbrannte bald ein spannender Kampf, Schwarz verzichtete auf die Rochade und trieb f- und g-Bauer gegen Toths Königsstellung vor. Statt direkt gegen den schwarzen Monarchen vorzugehen, entschied sich Toth seine Figuren so umzugruppieren, dass der Gegner mehr und mehr eingeschnürt wurde. In der Schlussstellung nach nur 23 Zügen hatte Schwarz sogar noch einen Bauern mehr, aber hielt gefrustet die Uhr an, denn er hatte nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera und konnte seine völlig unkoordinierten Figuren nicht mehr sinnvoll bewegen. So ein Partieende sieht man selten.


Marc Toth bezwang seinen Gegner mit Weiß im Stile Karpows.

Nur kurze Zeit später hatte der Gastgeber die Untergrombacher Führung bereits wieder egalisiert. Simon Richter kam mit Schwarz in der Eröffnung unter Druck und zögerte die Rochade einen Zug zu lange hinaus. Weiß hatte genug Angriffskräfte zusammengezogen und ein Bauernvorstoß auf der e-Linie brachte das schnelle Ende der Partie.


Simon Richter mit Schwarz: Er wartete einen Zug zu lange mit der Rochade.

Die erneute Führung für den SCU besorgte dann am zweiten Brett Andre Hayen. Mit Schwarz konnte er spätestens im Mittelspiel nach dem Tausch der Damen den weißen Anzugsvorteil egalisieren, allerdings auf Kosten einer nahezu symmetrischen Stellung. Einziger Angriffspunkt war ein etwas vorwitzig weit vorgerückter weißer Bauer. Objektiv war die Stellung aber noch zu verteidigen für Weiß. Hayen beharkte den einzigen weißen Schwachpunkt und der Gegner wählte eine schlechte Verteidigung, die eigentlich direkt eine Figur verliert. Hayen nahm "nur" den Bauern und musste dann im endstandenen Turmendspiel noch arbeiten, bis der Sieg perfekt war. Die Verwertung war allerding mustergültig vorgetragen.

Andre Hayen mit Schwarz übersah zwar einen Figurengewinn, gewann aber dennoch.

Die beruhigende 3:1-Führung besorgte dann Ersatzspieler Simon Kling, bei dem sich die Mannschaft heute bedanken konnte, denn sein Sieg war Gold wert. Kling profitierte vom Training am Vorabend, bei dem sein Mannschaftskollege Levin Uyar nochmal die besten Varianten für Schwarz gegen das Königsgambit aufzeigte. Was kam aufs Brett? 1. e4 e5 2. f4 und Kling konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Untergrombacher folgte einer Partie von GM Handke, als Weiß dann aus dem Buch war und von der gespielten Partie abwich, kam Kling umgehend in Vorteil. Hartnäckig hielt Schwarz an seinem Gambit-Mehrbauern fest, der nach e3 reintauschte und dann dort einzementiert wurde. Weiß fand überhaupt kein Mittel gegen diesen Pfahl in seinem Fleisch. Der Bauer engte die Beweglichkeit der weißen Figuren derart ein, dass Kling in Ruhe seine Figuren optimal positionieren konnte. Nun musste er noch den finalen Bauernvorstoß planen. Die Verwertung des gedeckten Freibauern setzte Kling geradezu meisterhaft um. Wer die Partie gesehen hat, fragt sich, wieso dieser Spieler nicht im Stamm der Mannschaft mitspielt.


Simon Kling gewann mit Schwarz eine meisterhaft geführte Partie und sein Punkt war entscheidend für den Mannschaftssieg.

Wie wichtig dieser Punktgewinn war, zeigte sich schnell. Denn nicht immer laufen die Dinge den Erwartungen entsprechend. Am Untergrombacher Spitzenbrett spielt der künftige Meisterspieler Pascal Nied, auf den stets absolut Verlass ist. Er hatte über 350 DWZ Differenz zu seinem Gegner und war hoher Favorit. Nied wählte gegen die Drachenvariante der Sizilianischen Vereidigung einen Aufbau nach Maroczy-Art. Die Partie wurde dennoch schnell scharf, Schwarz konterte einen vermeintlichen Bauerngewinn mit einem geschickten Qualitätsopfer, nach dem Nied in tiefes Nachdenken versank. Seine Stellung war noch immer gut, aber nicht einfach zu spielen aufgrund der ungewöhnlichen Strukturen. Nied schaute ganz lange in die Stellung und entschied sich dann, die Qualität zurückzugeben und mit dem Läuferpaar und einem starken Freibauern auf Gewinn zu spielen. Schwarz hatte dafür die Initiative und nutzte diese auch weidlich aus. Nied kam unter Druck, beide Spieler hatten beim Erreichen der Zeitkontrolle einen Freibauern. Beide Seiten wollten die Partie gewinnen und die Partie zog die Zuschauer mehr und mehr in ihren Bann. Just als ob der weit vorgerückten Freibauern eine Zugwiederholung erzwungen war, sah Nied ein Gespenst in Form einer Gewinnchance, die nicht da war. Schwarz nutzte seine Chance und gewann die Partie völlig überraschend. Natürlich hat Schwarz eine hervorragende Partie gespielt, aber letzten Endes wäre die Punkteteilung das gerechte Ergebnis gewesen.


Pascal Nied und Felix Hagenmeyer lieferten sich eine Nervenschlacht am Spitzenbrett mit dem glücklichen Ende für den Heilbronner.

Nun lag es an Niklas Jung, der die letzte Partie spielte und schon ein verrücktes Auf und Ab erlebt hatte. Mit Weiß gelang Jung in der Italienischen Partie ein früher Bauerngewinn, dem kurz darauf ein zweiter Bauer folgte. Wer dachte, nun war alles klar, wurde umgehend eines Besseren belehrt. Mit einem feinen taktischen Trick erzwang der Heilbronner eine Sequenz, in der Jung, um Mattdrohungen abzuwehren, zwei Figuren für einen Turm geben musste. In der Folge kam der Untergrombacher unter starken Druck und musste kämpfen. Schwarz spielte stark und sammelte einige weißen Bauern ein und erreichte Gewinnstellung mit nicht nur zwei Figuren gegen einen Turm, sondern auch noch satten drei Mehrbauern. Aber Jung gab sich nicht geschlagen und setzte sein Turmpaar geschickt ein, um eigene Drohungen zu kreieren. Auf diese Weise konnte er zwei Bauern zurückerobern. Nun stand noch immer Schwarz besser, aber die Stellung war nicht leicht zu gewinnen. Jung hatte die Option zwischen dem Opfer beider Türme gegen Turm und Bauer, um dann zu sehen, ob der Gegner mit Springer und Läufer mattsetzen kann und Tausch Turm gegen Figur und Bauer. Er entschied sich für letzteres und wurde anschließend lange mit Turm und Läufer gegen Turm geknetet, verteidigte aber exzellent. Nach etlichen Zügen bot Jung Remis an, was der Gegner auch gerne angenommen hätte, aber logischerweise untersagte ihm sein Mannschaftsführer dies. Also versuchte er es weiter. Am Ende der Partie genügte eine Unachtsamkeit und der schwarze Turm ging durch eine kleine Taktik verloren und nun stand Schwarz mit Läufer gegen Turm. Daraufhin meinte der Heilbronner "OK jetzt können wir Remis machen." Alle packten schon ihre Sachen, als Jung nach einem kurzen Blick aufs Brett trocken antwortete "Nö. Jetzt mag ich nicht mehr." Dies sorgte natürlich für etliche Lacher und es wurden tatsächlich noch ein paar belanglose Züge gemacht, ehe das Remis und damit der Mannschaftssieg amtlich wurden.


Niklas Jung durchlebte gegen Heilbronn eine Achterbahn der Gefühle.

Mit diesem ganz wichtigen Auswärtssieg bleibt der SC Untergrombach sogar auf einem Qualifikationsplatz zur DVM U20, aber dies ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Das einzige Ziel ist es, noch einen Sieg in den verbliebenen fünf Begegnungen einzusammeln und damit den Klassenerhalt perfekt zu machen. Am dritten Spieltag ist dazu die Gelegenheit, wenn der SCU den SC Brombach empfängt.

In den übrigen Begegnungen sorgte der SK Bebenhausen für eine Sensation, denn mit einer nach DWZ heillos unterlegen Mannschaft wurde ein 4,5 : 1,5 Sieg gegen die U20 des Deutschen Serienmeisters OSG Baden-Baden eingefahren. Baden-Baden, immerhin amtierender Meister dieser Spielklasse, steht nach nur zwei Spieltagen damit puntklos auf dem letzten Platz. Ostfildern und Karlsruhe gewannen ihre Begegnungen.