U20 Mannschaft Fünfter Spieltag

Jugendbundesliga Süd - Saison 2022/2023

Aufsteiger: SC Brombach | SF Heilbronn-Biberach

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Fünfter Spieltag: 11.03.2023

SC Untergrombach

1803 -

Karlsruher SF

1820

4½ - 1½

OSG Baden-Baden 1740 - SC Brombach (N) 1713

3½ - 2½

SK Bebenhausen 1472 - Heilbronner SV 1567

2½ - 3½

SC Ostfildern 1436 - SF Heilbronn-Biberach (N) 1675

2 - 4

Fünfter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach (N)

DWZ  

Karlsruher SF

DWZ

Ergebnis

1 Nied, Pascal 2185 - FM Dauner, Benedikt 2355

½

2 Hayen, Andre 1804 - Koll, Linus 2096

1 - 0

3 Uyar, Levin 1853 - Scheinmayer, Mark 1790

1 - 0

4 Toth, Luca 1670 - Haug, Mara 1738

1 - 0

5 Toth, Marc 1722 - Gülsen, Sinan 1559

0 - 1

6 Jung, Niklas 1586 - Kossert, Simon 1387

1 - 0

Fünfter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte DWZ-Schnitt

1

SC Untergrombach

5

9:1

19½

1779

2

SF Heilbronn-Biberach (N)

5

8:2

19½

1766

3 Karlsruher SF 5 8:2 17½ 1765
4 OSG Baden-Baden 5 5:5 11½ 1726
5 SK Bebenhausen 5 4:6 16 1511

6

Heilbronner SV

5

2:8

12½

1562

SC Brombach (N)

5

2:8

12½

1581

8

SC Ostfildern

5

2:8

11

1446

Hinweis zur Tabelle: Brombach und Heilbronn sind punktgleich auf dem sechsten Rang. Sollte diese Konstellation am letzten Spieltag eintreten, gäbe es ein Entscheidungsspiel mit Berliner Wertung. Daher sind beide Mannschaften orange, also als "potentieller Absteiger" eingefärbt.

Spielbericht

Zum Spitzenspiel in der Jugendbundesliga Süd am fünften Spieltag empfing der SC Untergrombach die Karlsruher SF, einem Verein, dem der SCU im Jugendbereich seit Jahren hinterhergelaufen ist und nun endlich auf Augenhöhe stellen konnte. Für beide Mannschaften ging es um viel, bei (vermutlich) zwei Qualifikationsplätzen zur DVM U20 und mit Heilbronn-Biberach einem starken Konkurrenten hatte die Begegnung bereits vorentscheidenden Charakter. Beide Mannschaften nahmen ihre Aufgabe ernst, mit DWZ Schnitt von 1820 (Karlsruhe) und 1803 (Untergrombach) war solides Landesliganiveau erreicht.

Den ersten Punkt in der Begegnung besorgte Levin Uyar, der gegen Mark Scheinmaier im klassischen System des Zweispringersystems in eine ganz scharfe Variante ging. Im vierzehnten Zug musste Scheinmaier sich entscheiden, es gab nur einen richtigen Zug (der zu großem weißen Vorteil führt), er wählte den falschen, danach brach wie so oft in scharfen Stellungen sein Kartenhaus in sich zusammen. Levin Uyar holte sich erst eine Portion Pommes, die er genüßlich zu verspeisen begann und dann den Punkt zum 1:0 für den SCU.


Levin Uyar belohnte sich mit Pommes Frites nach einem Figurengewinn und besorgte das 1:0 für den SCU.

Eine sehr spannende Partie entwickelte sich am zweiten Brett, wo Andre Hayen sich (immerhin) mit Weiß einer Übermacht von 300 DWZ gegenüber sah, jedoch respektlos aufspielte und als Drachentöter mit der Lanze in der Hand in den Kampf zog (Linus Koll spielte den beschleunigten Drachen). 14 Züge lang folgten die Protagonisten der Partie Gurevich - Finegold (2014), dann wich der Karlsruher mit f6?! vom Weg ab und Hayen bekam einen mächtigen Königsangriff zum Laufen. Die Lanze des Drachentöters war bereit zum Todesstoß, Schwarz spielte bereits auf Inkrement mit 30 Sekunden pro Zug, da ließ Hayen den dicken Fisch wieder vom Haken. Koll entspannte sich zusehends bekam bequemes Spiel mit dem Vorteil eines Mehrbauern, dennoch waren nach wie vor nur 30 Sekunden pro Zug vorhanden. In recht ausgeglichener Stellung steuerte der Karlsruher zielsicher auf das Erreichen der Zeitkontrolle zu.... übersah im 36. Zug ein Matt in Eins, Hayen hob die Lanze und stach zu... der Drachentöter hatte das Glück des Tüchtigen und brachte mit einer überraschenden Wendung in einer in großen Teilen sehr stark geführten Partie letztlich nicht unverdient seine Mannschaft mit 2:0 in Führung!


Andre Hayen spielte mit Weiß stark gegen einen übermächtigen Gegner, am Ende half ihm Glück - oder gegnerische Zeitnot - für einen großen Sieg.

Karlsruhe verkürzte kurz darauf auf 2:1 durch einen starken Auftritt von Sinan Gülsen, der mit Weiß einen nahezu fehlerfreien Auftritt hinlegte und in der Damenindischen Verteidigung den Untergrombacher Marc Toth souverän überspielte. Gülsen spielte lediglich zwei, drei unpräzise, aber keineswegs schlechte Züge, während Marc Toth mit Schwarz zusehends unter Druck der Stellung und der Uhr kam. Sein Wunsch nach Vereinfachung ging nach hinten los, Gülsen gewann auf der umkämpften d-Linie einen Bauern und dann die Partie. Dieser Punkt ging verdient an die Karlsruher, die aber zu diesem Zeitpunkt nicht aufatmen konnten, denn alle (!) restlichen Bretter waren unter starken Untergrombacher Druck geraten.


Marc Toth spielte mit Schwarz nicht schlecht, unterlag jedoch nicht unverdient einem glänzend aufgelegten Sinan Gülsen.

Es war Marc Bruder Luca, der nur kurz darauf den alten Abstand wieder herstellte und den bereits erwarteten Sieg zum 3:1 sicherstellte. Auch er musste den beschleunigten Drachen bekämpfen und hatte am Morgen von seinem Heimtrainer GM Davor Rogic ein paar gute Rezepte mit auf den Weg bekommen. Rogic prophezeite, wenn Luca zwischen dem 20. und 30, Zug entweder zu e5 oder c5 kommen würde, dann gewönne er die Partie. Nach 25 Zügen war folgende Stellung auf dem Brett:


Luca Toth - Haug, Stelllung nach 25. ... Se8?

Ein kurzer Blick auf die Stellung genügt und man sieht, Toth dominiert und legt sich bereits die Folterinstrumente zurecht, denn in dieser Stellung hat Schwarz nicht den Hauch einer Chance auf Gegenspiel und Weiß kann in Ruhe durch Umgruppierungen den Angriff verstärken. So kam es  nach 42 Zügen zu einer Stellung, die endlich sturmreif war:


Luca Toth - Haug, Stellung nach 42. ... Sc7

Weiß zögerte nicht lange und veredelte seine Stellung mit dem brachialen Einschlag 43. Lxg6! hxg6 44. Dxg6+ Lg7 45. Sh5! Se8 46. Th3 b5 47. hxg7 Sxg7 48. Sxg7 Txg7 49. Dh5 Tgf7 50. Dh8 matt. Chapeau an Mara Haug, dass sie ihren Gegner diesen sehenswerten Angriff bis zum Matt spielen ließ!


Luca Toth war aus Kroatien von seinem Heimtrainer GM Davor Rogic ideal vorbereitet worden und gewann seine Partie sehenswert mit einem starken Angriff gegen den schwarzen König.

Den Siegpunkt holte Niklas Jung am sechsten Brett, der länger als gedacht arbeiten musste. Dieses Brett war nach DWZ eine klare Erwartung für einen Untergrombacher Punkt. Jung bekam das Scheveninger System in der Sizilianischen Verteidigung serviert. Mit einem übermotivierten Bauernvorstoß wich Schwarz von der Theorie ab, Jung nutzte die Gelegenheit glänzend und schaffte sich einen bärenstarken, gedeckten Freibauern auf der d-Linie. Kurz darauf waren es zwei verbundene Freibauern, die in Richtung der achten Reihe marschierten, lediglich ein schwarzes Figurenopfer konnte das frühe Ende verhindern. Mit Turm und Läufer gegen Turm bei zwei gegen drei Bauern musste Niklas Jung noch 25 Züge lang arbeiten, gewann jedoch letztlich sicher und verdient und holte den entscheidenden Siegpunkt.


Niklas Jung (weiß) wurde seiner Favoritenrolle gerecht.

Die Partie des Tages lieferten ohne Zweifel die beiden mit Abstand stärksten Schachspieler im Raum, FM Benedikt Dauner und Pascal Nied an Brett Eins ab. Auf der Suche nach der Wahrheit wichen beide sehr früh auf nicht ausgetretene Pfade aus Nach 25 Zügen kam folgende Stellung auf das Brett:


FM Dauner - Nied, Stellung nach 23. g5?!

Weiß ist offensichtlich unbesorgt hinsichtlich seiner Königsstellung. Schwarz setzt den Nussknacker an und spiel den öffnenden Zug 23. ... f6 und Weiß reagiert mit einem verzweifelten Gegenschlag: 24. Txe4? dxe4 25. gxf6 Dxf6 26. Db3+ Kh8 27. De3 ... doch jetzt ist Schwarz am Drücker! Nied verstärkte den Druck gegen die weiße Stellung und kam nach dem Passieren der Zeitkontrolle im 41. Zug in folgender Stellung an:


FM Dauner - Nied, Stellung nach 41. Kg1

Die Zeitkontrolle ist erreicht, Pascal Nied entscheidet sich nach einige Nachdenken für 41. ... Tc2 - stärker ist aber, erst die Dame mittels 41. ... Dh4+ 42. Kg1 Dg5+ 43. Kh1 nach g5 zu positionieren und dann erst Tc2 zu spielen. Der Unterschied ist, in der Diagrammstellung kam es nach 42. Sf6+ Kg7 43. Se8+! Kg8 44. Sf6+ Kg7 zu Remis, jedoch wenn die Dame auf g5 steht funktioniert diese Variante nicht: 41. ... Dh4+ 42. Kg1 Dg5+ 43. Kh1 Tc2 44. Sf6+ Kg7 45. Se8+ Txe8!! 46. Sf3+ Df6 und Schwarz gewinnt.... Die Partie endete in Punktteilung durch Zugwiederholung. Pascal Nied hätte den Sieg mehr als verdient gehabt, am Ende hat es aber keine Rolle mehr gespielt: Untergrombach siegt mit 4,5 : 1,5 in diesem wichtigen Heimkampf.

Erstmals gelingt dem SC Untergrombach ein Sieg in der höchsten und stärksten Jugendklasse gegen die Vertreter der Karlsruher SF. Damit holt sich der SCU auch die Tabellenführung zurück und spielt am kommenden Spieltag das nächste Spitzenspiel gegen die nun zweitplatzierte Mannschaft SF Heilbronn-Biberach.

Im Abstiegskampf gelang dem Heilbronner SV ein wichtiger Sieg gegen Ostfildern, es kann außerdem auch Aufsteiger Brombach oder Ostfildern treffen und auch Bebenhausen, in den letzten Jahren regelmäßiger Teilnehmer auf den Deutschen Vereinsmeisterschaften, ist noch nicht gesichert.