Der Meister der Oberliga Baden steigt auf in die zweite Bundesliga Süd. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Steigen aus der zweiten Schachbundesliga Süd mehr als zwei badische Vertreter ab, erhöht sich die Anzahl der Absteiger entsprechend. Badische Vertreter in den zweiten Schachbundesligen sind: SC Ötigheim, OSG Baden-Baden II, SF Bad Mergentheim, SV Walldorf, SC Eppingen.

Aufsteiger / Absteiger

Der SC Viernheim II steigt auf in die zweite Bundesliga Süd. Die SF Sasbach steigen ab in die Verbandsliga. Die BG Buchen, obwohl sportlich gesichert, hat am 23.5.2023 die Mannschaft zurückgezogen und steigt ab in die Verbandsliga.

Spielbericht

von Ralf Toth

Am letzten Spieltag der Oberliga-Saison ging es für den abstiegsbedrohten SC Untergrombach im Heimspiel gegen den SC Brombach um alles. Ein Heimsieg war Pflicht und deshalb brachten die Untergrombacher ihre stärkste Aufstellung an die Bretter mit der Folge, dass das Team an diesem Spieltag erstmals die nach ELO stärkste Mannschaft der Liga stellte. Brombach war bereits gesichert und nutzte die Gelegenheit, an den beiden letzten Brettern Jugendspielern einen Oberligaeinsatz zu geben. Auf dem Papier waren die Gastgeber klarer Favorit und der Matchverlauf unterstrich dies. Zunächst sicherte FM Thomas Raupp mit einem Kurzremis angesichts der Untergrombacher Dominanz den ersten halben Punkt nach gerade einmal elf Zügen. Am zweiten Brett folgte IM Wirthensohn elf Züge lang der Partie Rapport - Rogic aus dem Jahr 2010, der kroatische Großmeister wählte eine andere Abwicklung als in der Verlustpartie gegen den heutigen Weltklassespieler Rapport und nach bereits zwölf Zügen betraten beide Spieler theoretisches Neuland. In der Folge bekam Rogic mit Schwarz leichten Vorteil, zog es jedoch vor, mit einer Stellungswiederholung den halben Punkt abzusichern.

Eine starke Saison spielt der älteste im Team der Untergrombacher, FM Dr. Vladimir Podat. Er bekam es mit dem Brombacher Jugendspieler Jonas Hecht zu tun. Dieser wich im zwölften Zug von den bekannten Pfaden ab und vergab damit direkt seinen Anzugsvorteil. Im Mittelspiel gewann der Untergrombacher einen Bauern und mit Übergang ins Endspiel überspielte der Altmeister den Youngster schließlich nach Strich und Faden. Es war eine Partie aus einem Guß und brachte dem SCU die wichtige 2:1-Führung.

Auch die Partie zwischen IM Heinz Fuchs und Peter Erismann war lange ein Theorieduell, hier war es der Untergrombacher, der im sechzehnten Zug von der Theorie abwich und im selben Moment seinen Anzugsvorteil verwirkte.  Zwar gewann Fuchs einen Bauern, musste aber in ein Turmendspiel abwickeln, in dem dieser materielle Vorteil nichts wert war. Beide Spieler erkannten, dass die Stellung tot war und rauchten folgerichtig die Friedenspfeife.

Am zweiten Brett hatten IM Borya Ider und Gregor Haag ihre Hausaufgaben gemacht. Ganze achtzehn Züge lang folgten sie einer Partie aus dem Jahr 1976 zwischen Ex-Weltmeister Wassili Smyslow und dem englischen IM Simon Webb, bekannt als Autor des beliebten Buchs "Schach für Tiger". Diese Partie endete Remis, ein Ergebnis was der französische IM in Untergrombacher Diensten vermeiden wollte, daher versuchte er sich an der Neuerung 19. Sd6. Haag jedoch fand die besten Züge und konnte die Stellung vereinfachen. In der Stellung, in der die Partie Remis gegeben wurde, ist eher der Brombacher am Drücker.

Lange kämpfen musste Pascal Nied, der in der Eröffnung kompensationslos einen Bauern einstellte. Nied hatte Glück, dass sich Schwarz mit seinem Königsangriff verzettelte und in ein ausgeglichenes Endspiel abgewickelt wurde. Den halben Punkt zum 3,5:2,5 nahm Nied gerne mit.

Am Spitzenbrett hatte sich der Untergrombacher GM Yuri Solodovnichenko etwas ausgedacht, um mit Schwarz die Partie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bereits nach neun Zügen war Terra incognita erreicht. Schwarz bekämpfte ein mächtiges weißes Bauernzentrum recht erfolgreich und kam nach etlichen erzwungenen Abtäuschen in ein eigentlich ausgeglichenes Endspiel. In diesem gelang es Solodovnichenko, einen feindlichen Turm einzusperren, so dass dieser nur unter Rückgabe von Material in Form einer Qualität zu befreien war. Die Stellung begann nach einem schwarzen Bauerngewinn zu kippen, es entstand ein gefährlicher schwarzer Freibauer auf der a-Linie:

IM Brunner - GM Solodovnichenko, Stellung nach 25. Lf3

Weiß ist stark unter Druck und muss den bedrohten Turm auf d1 ziehen. Es folgte 27. Ta1? und Schwarz gewinnt - aber wie?

Die Lösung: GM Solodovnichenko gab ein Schach auf f8: 27. ... Tf8+ 28. Lf6 Lg4+! 29. Ke5 d6+! und Weiß gab auf, denn die Figur geht unweigerlich verloren. In diesem Moment sicherte GM Yuri Solodovnichenko seinem Verein den Klassenerhalt, denn es war der Siegpunkt zum 4,5:2,5!

Am längsten musste FM Bernd Schneider spielen, dessen Gegner sich mit dem Sweschnikow-Sizilianer verteidigte. In der Partie spielte der Untergrombach thematisch gegen den rückständigen Bauern auf d6. Schwarz übersah im Mittelspiel einen einfachen Bauerngewinn und FM Schneider griff beherzt zu. Danach geriet Schwarz unter Druck, obwohl aufgrund beiderseitiger Ungenauigkeiten die Partie offen blieb. Das schwarze Läuferpaar dominierte trotz des Minusbauern zunehmend, es war eine vom Brombacher Jugendspieler ansprechend und furchtlos vorgetragene Partie. nach 53 Zügen wurde es dann extrem wild - beide Spieler bekamen den Partiegewinn auf dem Silbertablett serviert - und beide übersahen den Gewinnzug! Am Ende blieb der Brombacher mit zwei Bauern weniger zurück und musste die Hand reichen.

Der SC Untergrombach sichert mit diesem Heimsieg die Klasse und wird auch in der kommenden Saison in der Oberliga Baden angreifen. Das Team wird zusammen bleiben, Abgänge sind keine bekannt. In der neuen Saison wird dann ein vermeintlicher Klassenerhalt zum Abstieg, denn durch die Einführung der neuen dritten Liga "Regionalliga" wird die Oberliga Baden zur vierten Liga. Der SCU wird sich also bekennnen müssen, ob sein Ziel für die neue Saison die Qualifikation für die neue dritte Liga sein wird, um den Status Quo zu erhalten.