U16 Badische Mannschaftsmeisterschaften 2020/21

Die Badischen Mannschaftsmeisterschaften in der Altersklasse U16 fanden am 18. Juli 2021 in Forst statt. Qualifiziert waren sechs Mannschaften: SC Brombach, SK Freiburg-Zähringen, Karlsruher SF, SC Untergrombach, Steuben Feudenheim und SK Endingen. Aufgrund des sehr scharfen Hygienekonzepts der SJB (Maskenpflicht am Brett, keine Zuschauer zugelassen) gibt es weder Bild- noch Wortberichterstattung zu diesem Ereignis, sondern nur die Ergebnisse. Wir hoffen sehr, dass bei künftigen Ereignissen die landesweiten Inzidenzen, die Testdichte und die Impfquote im Konzept der SJB Berücksichtigung findet und man zu mehr Normalität zurückfinden kann, wie es zuletzt auch in der Verbandsrunde Baden bei den Erwachsenen möglich war.

Fazit

In einem Duell dreier gleich starker Mannschaften (Brombach, Freiburg, Untergrombach) hatte in einem Foto-Finish der SK Freiburg-Zähringen die Nase hauchdünn vorn, Brombach darf mit einem Brettpunkt mehr auf einen Stichkampf hoffen, der SC Untergrombach hatte das Nachsehen und fährt dieses Jahr nicht zur Deutschen Meisterschaft. Die anderen drei Teams hatten keine Möglichkeit, in den Kampf und den Meistertitel einzugreifen.

Bester Spieler beim SCU war Spitzenbrett Pascal Nied mit 4 aus 5.

U16 Qualifikation zur Badischen Mannschaftsmeisterschaften 2020/21

Aufgrund der weltweit grassierenden Corona-Pandemie fanden nicht, wie sonst üblich, Qualifikationsturniere auf der Ebene der Schachbezirke statt, sondern die Schachjugend Baden organisierte eine Qualifikationsrunde im Internet auf Basis der Schachplattform lichess. Die ersten sechs Mannschaften qualifizieren sich für die am 17. oder 18.7.2021 stattfinden Badischen Meisterschaften. Sofern die in Präsenz geplante Austragung dieser Meisterschaften nicht stattfinden könnte, würde das Ergebnis dieses Turnier direkt für die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft herangezogen werden.

Die Mannschaft, mit der dem SC Untergrombach 2019 der bislang größte Erfolg auf Jugendebene, die Teilnahme an der Deutschen Vereinsmeisterschaft gelang, spielt mittlerweile in der Altersklasse U16. Aufgrund des starken Teams, war der SC Untergrombach mit der Zielsetzung unter die ersten drei Mannschaften zu kommen, ins Turnier gestartet. Mit dem südbadischen Oberligarivalen SC Brombach und den Karlsruher Schachfreunden waren zwei gleichwertige Mannschaften am Start.

Runde 1

In Runde eins wurde der Mannheimer Vorstadtclub Steuben Feudenheim zugelost. An Brett zwei endete die Partie nach 17 Zügen, weil der Mannheimer in relativ ausgeglichener Stellung einzügig die Dame einstellte. Simon Richter gelang ein taktischer Schlag im Mittelspiel, der entscheidend war und zum 2:0 führte. Simon Kling hat in einer hochtaktischen Partie mit beiderseitig knapper Bedenkeit die besseren Nerven behalten und konnte seinen Gegner überspielen. Das war der entscheidende Punkt zum Mannschaftssieg. Pascal Nied am Spitzenbrett hatte durch eine gegnerische Nachlässigkeit einen Bauern in der Eröffnung erobert und hielt an dem Vorsprung bis ins Endspiel fest, musste aber noch lange und hart für den verdienten Sieg zum 4:0 Endergebnis kämpfen.

Runde 2

In der zweiten Runde kam mit den KSF gleich ein ganz dicker Brocken. Simon Kling musste nach einem Fehler in der Eröffnung die Qualität abgeben, warf in dem Schock danach gleich noch eine Figur hinterher, so dass er mit einem Turm weniger noch eine Zeitlang weiterkämpfen konnte, am Ende aber logischerweise unterlag. Pascal Nied holte klaren Vorteil aus der Eröffnung und verdichtete diesen nach und nach zu entscheidendem Vorteil, den er verwerten konnte. Simon Richter hatte eine lange ausgeglichene Partie, in beiderseitiger Zeitnot unterlief ihm dann der entscheidende taktische Fehle. Marc Toth war lange unter Zeitdruck, was leider auch dazu führte, dass er, nachdem er sich endlich aus langer Umklammerung befreien konnte, er die logische Fortsetzung zum Ausgleich übersah und sofort in einem verlorenen Endspiel landete, was er noch sehr lange auskämpfte, aber letztlich verlor, obwohl seine Gegnerin noch zweimal mit Fehlern den Sieg auf dem Silbertablett präsentierte.

Runde 3

Marc Toth kam an Brett 2 exzellent aus der Eröffnung, hatte seinen Gegner bereits überspielt, bekam aber wieder einmal Zeitnot und ließ so den Gegner zurück ins Spiel. Im Endspiel, als Marc nur noch vom Inkrement lebte, überspielte er dann seinen Gegner zum zweiten Mal und holte den Punkt. Simon Richter gewann eine einseitig geführte Partie. Auch Simon Kling ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen und schlug einen nominell schwächeren Gegner. Auch Pascal Nied hatte einen einseitigen Partieverlauf zu seinen Gunsten, den er problemlos verwertete. Ein Pflichtsieg, der glatt 4:0 errungen wurde.

Runde 4

Marc Toth kam durch einen frühen Eröffnungsfehler stark unter Druck, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Simon Richter ließ sich unnötig unter Druck setzen und musste in ein völlig verlorenes Damenendspiel einlenken. Die gegnerische Dame war einfach viel aktiver und schnappte die weißen Bauern weg. Allerdings hat ein Damenenspiel zur Folge, dass noch die Damen auf dem Brett sind, und solange der Gegner im Besitz der stärksten Figur ist, reicht ein kleiner Fehler, um ihn wieder ins Spiel zu lassen. Vielleicht verließ sich sein Gegner auf die trügerische Hoffnung, im Zweifel wäre immer ein Dauerschach drin. Dem war auch lange Zeit so, aber irgendwann nicht mehr und plötzlich war der weiße Freibauer schneller als der schwarze und als Simon Richter mit zwei gegen eine Dame die Dame tauschen konnte, war die Partie komplett gedreht und gewonnen. Ein ähnliches Husarenstück gelang Simon Kling, dem im Mittelspiel zunächst ein Bauer abhanden kam, dann im Endspiel stellte er auch noch den Springer ein. Aber der Gegner wickelte ab in ein Endspiel T+L+B gegen T+B, was plötzlich nicht mehr so einfach zu gewinnen war. Als der Gegner die Mehrfigur freundlicherweise zurückgab, blieb nur noch ein Randbauer und die Partie wurde Remis geben. Am Spitzenbrett duellierten sich zwei gleich starke Spieler. Nachdem Pascal Nied etwas besser aus der Eröffnung gekommen war, kämpfte sich sein Gegner wieder zurück ins Spiel, in einem technisch ausgeglichenen, praktisch aber enorm spannenden Endspiel (T+T vs T+S+L) lebten dann beide Spieler nur noch vom Inkrement und Pascal Nied nutzte den letzten Fehler seines Gegners aus und holte den vielumjubelten Siegpunkt.
Dies war die spannendste Begegnung und der SC Untergrombach hatte großes Glück, dass sie von den Südbadener noch einmal vom Haken gelassen wurden.

Runde 5

Simon Kling konnte in der Eröffnung sehr schön eine Figurenfesselung ausnutzen und war früh auf der Siegerstraße. Simon Richter konnte sich einen Freibauer auf der d-Linie schaffen, der dann auch den Sieg brachte. Marc Toth hatte einmal mehr mit Zeitnot zu kämpfen und unterlag einem guten Gegner im Endspiel. Pascal Nied konnte einmal mehr von seinem enormen Eröffnungswissen profitieren und kam mit seiner geliebten französischen Verteidigung schon einmal gut aus den Startlöchern. Mit seinem Mehrbauern folgte dann das typische Niedsche Spiel, was ihn in diesem Turnier auch zum wertvollsten Spieler machte: Vereinfachen, abtauschen, in ein gewonnenes Endspiel abwickeln, dabei kein Gegenspiel zulassen und immer die Uhr im Auge behalten. Das war einfach eine äußerst reife Leistung, nicht nur in dieser Partie.

Runde 6

Simon Richter gewann eine Partie, die man am Besten mit "Spiel auf ein Tor" beschreiben könnte. Marc Toth behielt in einer spannenden Partie mit beiderseitig knapper Zeit in der Zeitnotphase die Nerven und gewann letztlich überzeugend. Simon Kling lief mit einer Qualität dem Ausgleich hinterher, konnte im Endspiel überraschend die Partie komplett drehen und holte den Siegpunkt zum 3:0. Den Schlusspunkt setzte Pascal Nied, dessen Gegner sich lange wehrte, dann in Zeitnot auf einen einfachen Trick hereinfiel und es vorzog, sich von fünf Damen mattsetzen lassen. Da KSF überraschend gegen Feudenheim verlor, war der SCU plötzlich auf Rang 1 mit den besseren Brettpunkten und konnte in der letzten Runde den Turniersieg für sich entscheiden. Nötig war ein klarer und hoher Sieg gegen starke Freiburger.

Runde 7

Die Ausgangslage war: Um sicher Erster zu werden, musste der SCU mindestens 3:1 gewinnen. Da Verfolger KSF in Rekordzeit den SSC Altlußheim mit 4:0 abfertigten, war klar, dass Untergrombach auch genau diese drei Punkte würde holen müssen, um dann mit besserer Drittwertung das Turnier zu gewinnen. Nur ging es gegen den größten und traditionsreichsten Verein Südbadens, den SK Freiburg-Zähringen, die eine starke U16-Mannschaft stellen konnten. Aber der Gegner sah, dass es gegen den Tabellenführer ging und einzelne Spieler wurden eventuell nervös oder waren am Ende des Turniers auch ganz einfach erschöpft. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Freiburger an Brett 4 gegen den vorteilhaft aus der Eröffnung gekommenen Simon Kling einfach einen Turm einstellte, ein Geschenk, das der Untergrombacher gerne zur 1:0-Führung annahm. Am Brett von Simon Richter wurde die Partie beiderseitig scharf geführt und hier war im Mittelspiel eine relativ einfache Taktik zu berechnen, der Freiburger übersah einen Zug und Simon Richter ging mit einer Mehrfigur aus der vermeintlichen Gewinnkombination und auch er spielte den großen Materialvorteil routiniert aus. Das 2:0 war geschafft! Zu diesem Zeitpunkt war die Anspannung riesig, denn Marc Toth stand klar auf Verlust und kämpfte mit zehn Sekunden pro Zug ums Überleben. Pascal Nied stand besser, aber hatte noch keine ganz klare Gewinnstellung. Es war also noch alles offen. Am zweiten Brett hatte Marc Toth einen gegnerischen Abzugsangriff übersehen und kam nach und nach unter steigenden Druck, hatte Glück. dass der Gegner nicht die einfachste Abwicklung wählte. Er landete in einem Turmendspiel, an dessen Ende er einen gegen fünf Bauern hatte, aber was für ein Bauer! Und er hatte Glück, dass auch dieser südbadische Gegner glaubte, ihn über die Zeit besiegen zu können, statt Nachzudenken. Es kam zu folgender Stellung:

Schwarz (Freiburg) entschied sich, kein weißes Gegenspiel zuzulassen und deckte den Bauer f7 mittels 39. ... Tc7?? und musste nach 40. Tg8! solch eine Stellung sogar noch aufgeben. Der Wahnsinn war perfekt!
Pascal Nied am Spitzenbrett hatte zwar im Mittelspiel bereits zwei Mehrbauern, die aber aufgrund seiner äußerst passiven Figurenstellung noch keinen Mehrwert darstellten. Erst als der Gegner zuließ, dass Nied seine Figuren aktivieren konnte, war der Vorteil offensichtlich. Nach 36 Zügen landete das Untergrombacher Spitzenbrett in einer Stellung mit drei Leichtfiguren gegen zwei Türme, dazu zwei Mehrbauern, eine Stellung, die alle als klar gewonnen für ihn ansahen. Da nun der Turniersieg für die Mannschaft feststand, bot Pascal Nied seinem überraschten Gegner Remis an, was man getrost einem privaten Folgetermin des Untergrombachers zuschreiben durfte...

Fazit

Mit dem Turniersieg hat die U16 bewiesen, dass sie reif ist für eine Teilnahme an einer Deutschen Vereinsmeisterschaft. Nun liegt es an der weiteren Entwicklung der Pandemie, ob die Mannschaft die gezeigte Leistung noch einmal in einer Präsenz-Meisterschaft der SJB bestätigen muss. Überragend waren die Leistungen von Pascal Nied an Brett 1 (6,5 Punkte aus 7 - eigentlich 7, ein geschenktes Remis zur letzten Runde), Simon Richter (bestes drittes Brett) und Simon Kling (bestes viertes Brett). Nur Marc Toth am zweiten Brett spielte unter seinen Möglichkeiten, was aber daran liegt, dass er in der klassischen Bedenkzeit deutlich stärker spielt, als im Schnellschach. Das gezeigte Ergebnis beweist im Übrigen auch, dass das Team den Abgang von Michael Hayen (jetzt U18) gut kompensieren konnte. Auf die weiteren Leistungen dieser Mannschaft darf man gespannt sein.