1. Mannschaft Zweiter Spieltag

Oberliga Baden - Saison 2023/2024| Oberliga 2023/2024 im BSV-Ergebnisdienst

Absteiger aus der 2. Schachbundesliga: -
Aufsteiger aus den Verbandsligen: SC Emmendingen | SC Pforzheim | SV Walldorf II

Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs

Zweiter Spieltag: 08.10.2023

SC Untergrombach

2178

-

SC Pforzheim (N)

2149

5 - 3

SK Ettlingen 2242 - SV Walldorf II (N) 2214

4 - 4

Karlsruher SF 2252 - SK Ladenburg 2108

5 - 3

OSG Baden-Baden III 2300 - SV Hockenheim 2190

5 - 3

SC Emmendingen (N) 2279 - SC Brombach 2202

3½ - 4½

Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach

ELO  

SC Pforzheim

ELO Ergebnis
1 Nied, Pascal 2151 - IM Schulze, Ulrich 2304

1 - 0

2 Doll, Alexander 2187 - FM Degardin, Sylvain 2229

0 - 1

3 FM Dr. Podat, Vladimir 2256 - FM Bücker, Stefan 2271

1 - 0

4 FM Raupp, Thomas 2239 - Hilzinger, Markus 2147

1 - 0

5 IM Fuchs, Heinz 2239 - Gharieb, André 2017

½

6 FM Schneider, Bernd 2197 - Schork, Stefan 2099

½

7 FM Kountz, Jochen 2258 - Ungerer, Markus 2124

½

8 Doll, Rebecca 1896 - Dr. Mährlein, Christoph 1997

½

Zweiter Spieltag: Tabelle

Rang

Mannschaft

Spiele Punkte BP BW ELO-Schnitt

1

OSG Baden-Baden III

2

4:0

11

49

2319

2

Karlsruher SF

2

4:0

11

43

2254

3

SC Brombach

2

4:0

9

45

2190

4

SK Ettlingen

2

3:1

9

37½

2234

5

SV Walldorf II (N)

2

3:1

9

36½

2220

6 SC Untergrombach 2 2:2 35½

2210

7 SK Ladenburg 2 0:4 6 35

2106

8 SV Hockenheim 2 0:4 6 28½

2234

9 SC Emmendingen (N) 2 0:4 27½

2266

10

SC Pforzheim (N)

2

0:4

5

22½

2138

Die Auf- und Abstiegsregeln in der Saison 2023/24 sind kompliziert aufgrund der Einführung der neuen dritten Liga zur Spielzeit 24/25. Von der Turnierleitung kam folgende Information:

1. Die Anzahl der Aufsteiger in die BW-Liga ergibt sich aus den Ergebnissen der 2. Bundesliga und der Relegationsspiele zur 2. Bundesliga. Der Meister der Oberliga nimmt an den Relegationsspielen teil und hat damit die Chance, sich für die neue zweigleisige 2. Bundesliga zu qualifizieren. Insgesamt werden 3-5 Mannschaften aufsteigen können, wobei  die Anzahl 3 relativ unwahrscheinlich ist und der 5.Platzierte nur über ein eventuell anzusetzendes Entscheidungsspiel gegen den 5. aus Württemberg aufsteigen kann.

2. Der TOA hat die Anzahl der Absteiger aus der Oberliga für die Saison 23/24 auf fest 1 festgelegt.

Spielbericht

von Ralf Toth

Nach der bitteren Niederlage zum Auftakt gegen den SC Brombach war am zweiten Spieltag der Oberliga Baden Wiedergutmachung angesagt. In der Untergrombacher Joß-Fritz-Schule empfing man den Aufsteiger SC Pforzheim und nach den einleitenden Worten von IM Heinz Fuchs war es doch wohl schon einige Jahre her, dass die beiden Vereine in einem direkten Vergleich die Klingen gekreuzt haben. Auf Pforzheimer Seite fanden sich wenigstens zwei ehemalige Untergrombacher wieder: Am Spitzenbrett der Gäste spielte IM Ulrich Schulze, der in den Jahren 1986 bis 1990 für den SCU spielte, ebenso war Stefan Schork in früheren Jahren an den Brettern des SC Untergrombach zu finden.


Der Auftakt der Begegnung Untergrombach - Pforzheim mit FSR Dr. Kleifges, der praktischerweise in Untergrombach wohnt, aber für den SK Durlach gemeldet ist

Untergrombach ging volles Risiko: Gegen den vermeintlich schlagbaren Aufsteiger sollte es die Stammbesetzung - ohne eingeflogene Schachprofis - richten. Dafür waren erstmals gleich drei Spieler in der Mannschaft, die ursprünglich aus der Untergrombacher Jugendarbeit kamen: Pascal Nied und Alexander Doll an Brett 1 und 2, sowie erstmals im Team Rebecca Doll als einzige Frau im Mannschaftskampf an Brett 8.

Der Kampf begann mit einer frühen Punkteteilung von IM Heinz Fuchs, der nach der Auftaktniederlage gegen Brombach erfolgreich bemüht war, sein Spiel zu stabilisieren und wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. Nach einer von beiden Seiten unorthodoxen Erföffnungsbehandlung jenseits der ausgetreteten Pfade war trotz der spannenden Stellung nach 14 Zügen Schluß.


Nach verheißungsvollem Auftakt trennten sich André Gharieb und IM Heinz Fuchs leider viel zu früh mit Remis.

Die anderen Partien gingen ausnahmslos über die volle Distanz und erreichten allesamt die Zeitkontrolle. Das nächste Ergebnis war aus Untergrombacher Sicht sehr positiv, Rebecca Doll war es gelungen, ihre Stellung am achten Brett gegen den Pforzheimer Vereinsvorsitzenden Dr. Christoph Mährlein Remis zu halten. Gegen dessen Skandinavische Verteidigung war nach fünf (!) Zügen Ende mit Theorie und das Spiel wurde umgehend brutal scharf auf des Messers Schneide. Um einen Bauernverlust zu vermeiden, gab Rebecca Doll die Dame für Turm und Läufer. Es entstand eine klare Gewinnstellung für Schwarz, aber Doll verteidigte hartnäckig. Nach einigem Hin und Her und etlichen ungenauen Zügen auf beiden Seiten war tatsächlich ein Endspiel enstanden, das für Schwarz nicht mehr zu gewinnen war und man teilte die Punkte.


Rückkehrerin Rebecca Doll gelang bei ihrer Premiere in der Oberliga für den SC Untergrombach ein Unentschieden.

Seinen Verein in Führung brachte am Spitzenbrett Pascal Nied, der es mit IM Ulrich Schulze zu tun hatte. Beide Protagonisten folgten der Partie Gawain Jones - David Howell aus dem Jahr 2014, aber Nied verbesserte die Fortsetzung des Engländers im 13. Zug mit Schwarz und erlangte Vorteil durch druckvolles Spiel am Damenflügel. im Mittelspiel boten sich schwer zu sehende taktische Möglichkeiten für Schwarz; Nied wählte die vermeintlich sichere Variante mittels Abwicklung in ein Schwerfigurenendspiel mit Mehrbauer, was allerdings dazu führte, dass er noch erhebliche Arbeit leisten musste, um den gegnerischen Widerstand zu brechen. Am Ende der Partie versuchte Weiß noch einen Patt-Trick, den Nied nach einigen Nachdenken auskonterte, was IM Schulze mit einem hörbaren Lachen quittierte. Wer die Partie (s. unten) nachspielt: In der Aufgabestellung von Weiß scheitert der Plan "Verrückte Dame" 56. Dxh5+ schlicht an 56. ... Kg8 (natürlich nicht 56. ... gxDh5?? patt) 57. Dh6 (droht Matt auf g2)) Dxf6 "and all is over". Pascal Nied besiegt somit seinen zweiten Internationalen Meister in der Oberliga für seinen Heimatverein.


Pascal Nied brachte seinen Verein mit Schwarz nach einer reifen Leistung am Spitzenbrett mit 2:1 in Führung.

Ein weiteres Remis steuerte FM Jochen Kountz bei, der Probleme mit dem weißen Maroczy-Aufbau in der Sizilianischen Verteidigung bekam, unter Druck geriet und im Mittelspiel einen Bauern abgeben musste. Mit seiner Bauernmehrheit am Königsflügel bewerteten einige anwesende Kiebitze die schwarze Stellung trotz Minusbauern als gewonnen, FM Kountz schätzte sein Ergebnis mit "hart erkämpft" als deutlich realistischer ein: Tatsächlich hatte nur Weiß Gewinnchancen, durch die geschickte schwarze Verteidigung blieb ein halber Punkt an diesem Brett in Untergrombach.


Dank umsichtiger Verteidigung behielt FM Jochen Kountz mit Schwarz einen halben Punkt.

Ein "Unentschieden der anderen Art" fabrizierten FM Bernd Schneider und sein Pforzheimer Widersacher Stefan Schork, der mit seiner Interpretation der Sizilianischen Verteidigung FM Schneider gehörig unter Druck setzte, bis dieser mit einem in typischer "Schneider-Manier" vorgetragenem - völlig angstfreien - Qualitätsopfer die Partie auch objektiv drehte und seine Initiative leider nicht zu veredeln wusste, als er im 33. Zug die Dame auf das denkbar schlechteste Feld stellte (quasi fast jedes andere Feld gewinnt für Weiß). Schork nutzte die Gunst der Stunde und wickelte in eine Stellung ab, in der seine völlig offene Königsstellung von seinem Materialvorteil kompensiert wurde - Weiß konnte nicht mattsetzen, Schwarz nicht adäquat verteidigen - so kam es zur überraschenden Punkteteilung in einer scharf geführten Partie, die einen Sieger verdient hätte.


FM Bernd Schneider (Weiß) hat oft genug bewiesen, dass er am Brett keine Furcht kennt. Gegen Stefan Schork endete eine spektakuläre Angriffspartie überraschend unentschieden.

Das 4:2 besorgte FM Thoms Raupp, der mit Weiß gegen die königsindische Verteidigung mit dem Awerbach-Angriff vorging und nach frühem Damentausch in für ihn typischer Weise großen Raumvorteil erspielt hatte. Diese Art von Vorteil liebt FM Raupp und sicherlich genoß er es, in den nächsten 20, 30 Zügen in unwiderstehlicher Art diesen Vorteil Zug um Zug weiter zu komprimieren. Nach einigem Lavieren in für Schwarz noch haltbarer Stellung führte ein ungeduldiger schwarzer Zug kur vor der Zeitkontrolle (36. ... Ta7) zu dessen Verderben, ließ er doch den weißen Vorstoß 37. b4! zu, nach dem Schwarz jeglicher Raum zum Atmen fehlte und dieser sich gegen die erbarmungslose "Boa constrictor" namens Thomas Raupp nur noch mit einem verzweifelten Turmopfer zu helfen wusste, was einen anwesenden Kiebitz zur Frage "Ist da ein Turm vom Brett gefallen?" veranlasste. Natürlich war die Partie danach gelaufen und es wurde noch vielleicht etwas länger weitergespielt, als notwendig, aber der volle Punkt war dem Untergrombacher nicht mehr zu nehmen. Danach war im Grunde auch der Mannschaftssieg unter Dach und Fach, denn FM Dr. Podat spielte nur noch um Sieg oder Remis.


Die Geduld von FM Thomas Raupp (Weiß) zahlte sich aus: Er holte den vollen Punkt für seinen Verein.

Alexander Doll spielte erstmals nin Untergrombach an Brett 2 für seinen Heimatverein. Doll ist nur wenige Hundert Meter vom Spiellokal aufgewachsen und nach einigen Jahren bei der OSG Baden-Baden gemeinsam mit seiner Schwester und dem Vater zurück zu seine, Stammverein gegangen. Gegen FM Degardin wich Doll in dessen Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung mit dem aggressiven 8. g4?! von den ausgetretenen Pfaden (8. Lc4 Nepomniatchi - Gelfand 2014) ab und provozierte Unheil. Die entstanden Stellung war zunächst für beide Seiten spielbar, bis weit ins Endspiel war die Partie objektiv ausgeglichen. Bis zur Zeitkontrolle verteidigte Doll extrem hartnäckig und hielt trotz einem Bauer weniger das Doppelturmendspiel ausgeglichen. Zum Verhängnis wurde für Weiß die gefährdete Königsstellung am Rand, welche in (immer noch völlig ausgeglichener Stellung) nach 50. Tb3 ?? Tg6! das erhoffte Remis in eine bittere Niederlage verwandelte.


Alexander Doll (Weiß) unterlag erst ganz am Ende der Partie aufgrund einer übersehenen schwarzen Mattdrohung.

Den Abschluß besorgte der durch eine Erkältung geschwächte FM Dr. Vladimir Podat. Dessen Gegner FM Stefan Bücker ist als Autor etlicher obskurer Eröffnungsbücher ("Der Geier", "Groteske Schacheröffnungen" oder "Englund -Gambit" (1. d4 e5) ) bekannt und spielte auch in der Oberliga-Partie unkonventionell. Zunächst musste FM Bücker aber ein sehr frühes Remisangebot ablehnen. In der Folge setzte sich Dr. Podat solides Spiel gegen die ungewöhnliche weiße Spielweise durch. Spätestens als Weiß gezwungen war, mittels 17. Kf1 auf sein Rochaderecht verzichten zu müssen, wurde der schwarze Vorteil zunehmend sichtbar. Im Mittelspiel entbrannte der Kampf mit und gegen den schwarzen Freibauern auf d4 und nach stetem Hin und Her und einigem Lavieren war nach der Zeitkontrolle eine einigermaßen ausgeglichene Stellung entstanden. Beide Spieler probierten einiges und wollten eine Entscheidung. Erst als Schwarz am weißen Königsfügel einen seltenen Tripel-Bauern erzwingen konnte, endete die Partie in einem Damendspiel mit drei schwarzen gegen zwei weiße Bauern. Selbst diese Stellung war ausgeglichen. Nach langem Kampf und fast sechs Stunden Spielzeit unterlief FM Bücker bei der Berechnung der Abwicklung vom Damendendspiel ins Bauernendspiel ein tragischer Fehler und die eigentlich ausgegelichene Stellung war umgehend verloren.


Lieferten sich einen langen Kampf: FM Bücker (Weiß) gegen Untergrombachs siegreichen FM Dr. Podat.

Am Ende des Tages stand ein knapper, aber verdienter Heimsieg für den SC Untergrombach zu Buche, der sich auf dem Erfolg kaum ausruhen kann: Bereits in zwei Wochen geht es weiter im Auswärtsspiel in Mannheim beim SK Ladenburg.

Partien

-
08.10.2023