2. Mannschaft Dritter Spieltag

Landesliga Nord 2 Staffel 2 - Verbandsrunde 2023/24

Absteiger aus Verbandsliga: SF Forst
Aufsteiger aus Bereichsklasse: SK Durlach, SF Conweiler

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Dritter Spieltag: 12.11.2023

SF Conweiler (N)

1807 -

SC Untergrombach II

1885

½ - 7½

SK Durlach (N) 1889 - SSV Bruchsal 1962

5 - 3

SF Forst (A) 1838 - SC Ersingen 1828

2½ - 5½

Karlsruher SF III 1907 - SF Birkenfeld 1864

4½ - 3½

SF Neureut 1834 - SK Sandhausen 1945

2 - 6

Dritter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SF Conweiler

DWZ  

SC Untergrombach II

DWZ

Ergebnis

1 Dr. Birke, Matthias 2051 - FM Wiechert, Hans 2084

0 - 1

2 Dr. Gauss, Thomas 2117 - Doll, Rebecca 1970

½

3 König, Torsten 1908 - FM Dr. Sieglen, Joachim 2079

0 - 1

4 Kaupp, Daniel 1622 - Hayen, Andre 1963

0 - 1

5 Redcher, Alexander 1641 - Uyar, Levin 1857

0 - 1

6 Zeilfelder, Thomas 1827 - Toth, Marc 1711

0 - 1

7 Pocrnic, Josip 1673 - Toth, Luca 1704

0 - 1

8 Junginger, Alexander 1619 - Toth, Ralf 1713

0 - 1

Dritter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte BW DWZ-Schnitt

1.

SC Untergrombach II

3

4:2

16½

76

1949

2. SC Ersingen 3 4:2 15½ 73½ 1828
3. SK Sandhausen 3 4:2 13½ 65½ 1929
4. SSV Bruchsal 3 4:2 13 57 1946
5. SK Durlach (N) 3 4:2 12 50½ 1889
6. SF Birkenfeld 3 3:3 12½ 63 1858
7. Karlsruher SF III 3 3:3 11½ 53 1880
8. SF Forst (A) 3 2:4 10½ 43 1850

9.

SF Neureut

3

2:4

9

35

1868

10.

SF Conweiler (N)

3

0:6

5

22½

1789

Die Auf- und Abstiegsregeln in der Landesliga Nord ergeben sich aus den höheren Ligen. Der Meister steigt sicher auf. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Wenn in die beiden Landesligen Nord nur eine oder gar keine Mannschaft absteigt, erhöht sich die Anzahl der Aufsteiger entsprechend. An jedem Spieltag sind die Auf- und Abstiegsplätze farblich markiert.

Spielbericht

Von Ralf Toth

"Zieht Euch besser ein bisschen wärmer an, wir gehen aus Platzgründen in die Halle" schrieb Conweilers Mannschaftsführer RSR Torsten König. Die meisten von uns hatten noch nie in Conweiler gespielt und sogleich stiegen furchterregende Gedanken an arktische Innen-Temperaturen auf. Vielleicht sogar einer dieser hinterhältigen Heimmannschaften-Tricks? Die Conweiler spielen jeden Vereinsabend in der Eistonne und betreten gestählt bei 10 Grad gegen bibbernde Untergrombacher das Parkett?

Die Wahrheit war: Wir betraten eine wunderbar warme, große Halle, mit Holzboden, Einzeltischen und irrsnnig viel Platz. Dazu gab es leckeren selbstgebackenen Kuchen, frischen Kaffee und Getränke. Kurzum: Das übertraf noch so manches was dem Berichterstatter aus alten Untergrombacher Zweitligazeiten in Erinnerung geblieben ist - und zwar positiv! Riesen-Lob an die Gastgeber, die hier ein perfektes Schach-Ambiente aufgefahren haben, wo es einfach Laune gemacht hat, sich ans Brett zu setzen.


Die Spielbedingungen in Conweiler waren zweitligareif.

Conweiler war in der vergangenen Saison als Meister der Bereichsliga Nord Staffel 4 in die Klasse gekommen, hatte an den ersten beiden Spieltagen aber die schwächsten DWZ-Schnitte (unter 1800), und konnte laut Rangliste auch nicht sehr viel besser aufstellen. Zudem hatten die Gastgeber die beiden ersten Spiele verloren. Untergrombach jedoch musste auf gleich drei Spieler verzichten: Markus Krieger, Stefan Doll und Almir Zjajo fehlten und so entschied sich die Schachfamilie Toth zu Einsätzen an den hinteren Brettern.

Gleich früh kippten zwei Bretter zugunsten des SCU: Am Brett von Levin Uyar und Andre Hayen war man sich sicher, zwei Punkte einzuheimsen. Das erste Ergebnis steuerte jedoch der Berichterstatter bei. Dieser hatte sich mit Schwarz in der Hauptvariante des Damengambits auf das Spiel mit zwei hängenden c- und d-Bauern eingestellt, vertauschte aber zwei Züge und geriet sofort in Nachteil, denn der Zugfehler kostete über eine kleine Kombination einen Bauern. Diese Phase des Spiels hatte der Conweiler auch sehr präzise gespielt. Statt jedoch nun mittels "simple chess" zu vereinfachen und den materiellen Vorteil in ein Schwerfigurenendspiel mitzunehmen, wählte er eine Variante, in der Schwarz ins Spiel zurück kam, denn für den Bauern hatte Schwarz nun die Initiative und konnte um die offenen Linien kämpfen. Ein Fehler kommt selten allein und als Weiß seinen Läufer ein Feld weiter als nötig zurückgezogen hatte, bekam Schwarz die d-Linie und über eine Kombination den Bauern zurück und es ging in ein für Schwarz klar besseres Turmendspiel. Hier stand Weiß passiv und entschied sich auf seitliche schwarze Schachs für die feindliche Monarchenfestung zu laufen, wo ihm der schwarze König entgegentrat und einzügiges Matt nicht mehr zu verhindern war. Dieser Punkt darf nach Partieverlauf getrost als glücklich für den SCU betrachtet werden.


Beinahe 70 Jahre Altersunterschied prägten das Brett 7

Sehr überraschend gewann Luca Toth sein Spiel am siebten Brett. Dessen Spiel war die Italienische Partie, die auch lange sehr gut für Weiß aussah, aber Toth fand nicht das richtige Rezept. Schwarz kam dem Ausgleich Zug um Zug näher und erreichte diesen schließlich. über die offene h-Linie kam es zum Tausch der schwarzen Dame gegen zwei Türme. Toth stellte mit Springer und Dame Probleme, aber eigentlich war die Stellung für Schwarz absolut spielbar. In dieser Stellung fiel im 27. Zug das Blatt bei Schwarz.


Levin Uyar nutzte einen Eröffungsfehler von Schwarz konsequent aus.

Die Partie am fünften Brett war ein Beispiel für einen "tödlichen Eröffnungsfehlgriff". Schwarz wählte die Skandinavische Verteidigung, im sechsten Zug kam es zu folgender Stellung:

Uyar - Redcher, nach 6. ... Lg4?

Das Problem an diesem Zug (den man in Datenbanken durchaus ein paar mal findet) ist der Zug 7. Se5!, den Uyar auch prompt entkorkte. Schwarz kann die Dame nicht nehmen, weil er sonst matt auf f7 wird. Es hilft nur noch der Rückzug des Läufer nach e6.

Das Problem an der Stellung für Schwarz ist, dass er nun ewig in einer passiven Stellung verharrt und Weiß sich die Folterinstrumente zurechtlegen kann.

Das wollte Schwarz nicht und entschloss sich, mutig auf Aktivität zu spielen und vielleicht irgendwann durch geschicktes Abtauschen den Druck aus dem Kessel zu nehmen.

So kam es zu folgender Stellung:

 

 

Uyar - Redcher, Stellung nach 18. ... Dg4?

Der schwarze Wunsch zum Damentausch ist verständlich, in dieser Situation aber fatal. Uyar beendete die Partie mit der schönen Schlusskombination:

19. Td7+ ! Kb8

20. De5+ Kc8

21. Dc7 matt

Klasse gemacht von Uyar, der daraufhin die verdiente Heimfahrt antrat, nichts ahnend, dass er dabei das Smartphone von Dr. Sieglen entwendete, das dieser in Uyars Auto gelassen hatte. Bevor sich der gute Doktor aber Sorgen um sein Smartphone machen durfte, musste er erst noch eine packende Partie überstehen.

 


Einen heißen Tanz lieferten sich Torsten König und FM Dr. Joachim Sieglen (Weiß) an Brett 3.

In der Partie an Brett 3 war der Untergrombacher Titelträger deutlich besser aus der Eröffnung gekommen. Schwarz wählte Alt-Benoni, eine Eröffung, die heute immer weniger Freunde findet, aber hin und wieder bekommt man sie halt noch aufs Brett und Dr. Sieglen kannte die richtigen Züge. Im achtzehnten Zug hatte er seinen Anzugsvorteil schon ganz ordentlich verdichtet, aber ein zu forscher Bauernvorstoß erlaubte ein Qualitätsopfer, was Schwarz auch sofort mutig in die Waagschale warf. Für die Qualität gab es die Initiative - aber wie! Die offene weiße Königsstellung machte zunehmend Sorge. Der große Pluspunkt war, dass Schwarz allzuviel Zeit verbraucht hatte und nur noch vom Inkrement lebte.
Die folgende Stellung skizziert das weiße Dilemma:

FM Dr. Sieglen - König, Stellung nach 31. Df2

Die weißen Figuren haben sich allesamt um den eigenen König versammelt, als letzte Verteidigung. Schwarz kann im Grunde gefahrlos die Stellung weiterkneten auf dem Weg zum Sieg.

Das Problem in dieser Situation waren die 30 Sekunden. Denn König blieben in diesem Pulverfass exakt diese Zeit pro Zug und es waren noch etliche Züge zu machen. So kam es, wie es kommen musste und Schwarz geriet auf Abwege nach

31. ... Le3
32. De1 Txh3
33. Txh3 Sxd5
34. Kh2 Lc8?
35. Lxd5!  und es ist vorbei

Weiß gewann im 43. Zug zum 4:0.


An Brett 6 konnte sich Marc Toth mit Schwarz über den vollen Punkt freuen.

Eine seltsame Partie wurde an Brett 6 gespielt. Weiß baute sich nach Art der Réti-Eröffnung auf, Schwarz hielt mit logischen Eröffnungszügen dagegen, zeigte aber auch Respekt, denn es war der erste Einsatz des Conweiler Spielers in dieser Saison und es stand schon ein deutliches DWZ-Ungleichgewicht zugunsten des Gastgebers zu Buche. Der Kampf entbrannte an zwei Punkten: Zum einen ging es um die einzig offene Linie, die c-Linie und darüber hinaus ging es ums Zentrum, wo Schwarz zur richtigen Zeit einen Bauernvorstoß inszenierte, der die weiße Stellung doch einigermaßen belastete. Es gab Chancen auf beiden Seiten und Weiß war als DWZ-stärkerer Spieler stets bemüht, des Heft des Handelns in der Hand zu halten. Die Partie endete unvermutet durch Aufgabe von Weiß, als dieser die Dame gegen Turm und Leichtfigur hätte geben müssen. Die entstandene Stellung war aber längst noch nicht verloren und hätte noch zäh und lange verteidigt werden können. 


Rebecca Doll mit Schwarz: Da wäre mehr drin gewesen!

Rebecca Doll spielte diesemal an Brett 2 mit Schwarz und hatte ausreichend Zeit, sich auf ihren Gegner vorzubereiten. Zeit, die sie klug genutzt hat, wie der Partieverlauf zeigt. Weiß spielte das Königsfianchetto, Doll ging sofort mir raumgreifenden Maßnahmen am Damenflügel vor. Das ist grundsätzlich eine sehr gute Strategie, erfordert gegen dieses System aber Nerven aus Drahtseilen und vor allem muss Schwarz sehr genau wissen, was sie tut. Denn der weiße Angriff am Königsflügel kommt unweigerlich ins Rollen und ohne die richtigen Verteidigungszüge geht man gnadenlos unter. Bei noch vollem Brett einigte man sich im 36. Zug auf Remis durch Zugwiederholung, für Rebecca Doll wie auch die Mannschaft mehr als "ok". Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt, wenn man den Varianten des eisernen Rechenknechts folgt, wäre ein Bauernvorstoß am schwarzen Königsflügel und die damit verbundene Öffnung der Linie der Weg möglicherweise sogar zum schwarzen Sieg gewesen. Äußerst fraglich ist aber, ob ein Mensch all die Varianten hätte berechnen können, die für so einen kompromisslosen Zug nötig gewesen wären.


Andre Hayen an Brett 4 profitierte von einer Fehlentscheidung seines Gegners.

Am vierten Brett rechneten die Untergrombacher schon lange mit einem Punktgewinn. Der Grund war, weil Weiß sich aus unerfindlichen Gründen entschlossen hatte, eine Figur für zwei verbundene Freibauern zu opfern. Und zwar schon im zehnten Zug. Das Problem war, keine der Varianten funktionierte für Weiß und es blieb einfach immer eine Figur für zwei Bauern. Eigentlich kann es nicht das Ziel mit Weiß sein, so aus der Eröffnung zu kommen, vor allem gegen einen deutlich stärkeren Gegner. Hayen machte es geschickt, es wurde Material getauscht und mit jedem Abtausch wurde Schwarz stärker. Am Ende wurde sicher etwas länger gespielt, als notwendig. In jedem Fall war die Partie ein Spiel auf ein Tor, initiiert durch eine fragwürdige weiße Entscheidung in der Eröffnung. Beim Stand von mittlerweile 0,5 : 6,5 spielte noch das Spitzenbrett.


Untergrombachs FM Hans Wiechert konnte den Anzugsvorteil diesmal für sich nutzen.

Es war dem Spiel des Untergrombacher Spitzenbretts anzusehen, dass er nach zwei Punkteteilungen zum Auftakt diesmal die Chance mit Weiß unbedingt nutzen wollte (sein erstes Weiß diese Saison). Im Mittelspiel schob FM Wiechert die Bauern am Königsflügel nach vorne und erlangte ordentlichen Raumgewinn, während Schwarz eine gedrückte Stellung verwalten musste. Dafür hatte sich Schwarz mit zwei vorwitzigen Springern einen sehr frechen Vorposten direkt auf d3 geschaffen, gedeckt vom Springer-Kollegen. Sah stark aus - Wiechert ignorierte das vermeintliche Biest einfach und schob munter weiter seine Bauern vor Richtung feindlicher König. Schließlich öffnete sich die Linie zum schwarzen Monarchen und Wiecherts Vorteil wurde immer größer. Bei näherrückender Zeitkontrolle wurde etwas herumlaviert, was aber nur Schwarz nutzte, denn der weiße Vorteil ging bei all dem Herumlavieren verloren. Direkt nach der Zeitkontrolle - wie so oft! - unterlief Schwarz dann der entscheidende Fehler. Der Damentausch gab Weiß die Möglichkeit mit den Türmen ins schwarze Lager einzudringen. Die Verteidigungsidee, dagegen mit dem König ins Zentrum zu Laufen war eine weitere bedauerliche Fehlentscheidung (denn ein Fehler kommt ja selten allein). Weiß konnte forciert einen ganzen Turm gewinnen und auch wenn dann nach ein paar Züge gespielt wurden, das war "Game over".

Wer den Bericht gelesen hat, weiß sofort, dass der Endstand von 0,5 : 7,5 viel (!) zu hoch ausgefallen ist und dem tatsächlichen Geschehen keineswegs Rechnung trägt. Es ist sehr bedauerlich für die sehr sympathischen Gastgeber, denen einfach "das Pech am Stiefel klebt". Für Untergrombach sind die Brettpunkte hingegen Gold wert. Am Ende der Saison wird eine Gesamttabelle über beide Nord-Staffeln gebildet und im Fall von z.B. drei Aufsteigern kommt dann der bestplatzierte Zweite weiter.

Es kam aber noch viel besser für Untergrombach: Durch den erhofften Ausrutscher des Tabellenführers aus Bruchsal beim SK Durlach übernahm der SCU II am dritten Spieltag sogar erstmals die Tabellenführung in der Liga. Aufsteiger Durlach hat seinen Status als "Geheimfavorit" bestätigt und einen Bruchsaler Durchmarsch verhindert.

Am vierten Spieltag empfängt Untergrombach II zu Hause den Verbandsligaabsteiger SF Forst und möchte mit einem Zweier nachlegen und den Platz an der Sonne behaupten.

(Wer sich am Ende des Artikels fragt, was wohl aus dem Smartphone von Dr. Sieglen geworden ist - das kam über naheliegende Wege noch auf der Heimfahrt wieder zurück in die Hände in die es gehört.)