3. Mannschaft Vierter Spieltag

Bezirksklasse Karlsruhe - Verbandsrunde 2024/2025

Absteiger aus Bereichsliga: SC Karlsdorf
Aufsteiger aus Kreisklasse A: SC Untergrombach II, SSV Bruchsal III

Mannschaftsführer: Bernhard Kling

Vierter Spieltag: 08.12.2024

SC Untergrombach III (N)

1709 -

SF Neureut II

1572

5½ - 2½

SC Karlsdorf (A) 1638 - SF Neureut III 1504

5 - 3

SF Zeutern 1585 - Karlsruher SF V 1544

3 - 5

SF Eggenstein/Leop. 1702 - SSV Bruchsal II (N) 1539

7 - 1

SF Kraichtal 1632 - SC Rheinstetten 1586

3 - 5

Vierter Spieltag: Einzelergebnisse

Br.

SC Untergrombach III (N)

DWZ -

SF Neureut II

DWZ

Ergebnis

1 Toth, Marc 1801 - Braun, Eugen 1785

½

2 Hayen, Kay 1816 - Schulz, Klaus-Dieter 1828

1 - 0

3 Kling, Bernhard 1761 - Braun, Justus 1530

½

4 Wettstein, Levin 1638 - Garus, Henning 1517

1 - 0

5 Toth, Luca 1675 - Karl, Stefan 1431

1 - 0

6 Noll, Michael 1698 - Hermann, Klaus 1605

1 - 0

7 Kling, Simon 1652 - Orgis, Wolfgang 1639

0 - 1

8 Wachter, Alexander 1633 - Groß, Dennis 1241

½

Vierter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpkt. BW DWZ-Schnitt

1.

SC Untergrombach III (N)

4

8:0

23

100

1683

2.

SC Rheinstetten

4

6:2

18½

82½

1576

3. SC Karlsdorf (A) 4 6:2 18 77 1641
4. Karlsruher SF V 4 5:3 16½ 77 1584
5. SF Zeutern 4 4:4 15½ 73½ 1615
6. SF Neureut II 4 4:4 15 63 1576
7. SF Kraichtal 4 3:5 14 74½ 1657
8. SF Eggenstein/Leopoldshafen 4 2:6 14½ 70 1609
9. SSV Bruchsal II (N) 4 1:7 12 54 1612

10.

SF Neureut III

4

1:7

11

45½

1481

Spielbericht

von Ralf Toth, Fotos: Timo Wettstein

Die Schachfreunde Neureut gehören mit rund einhundert Mitgliedern zu den drei größten Schachvereinen im Bezirk Karlsruhe. Während die erste Neureuter Mannschaft in der Landesliga um Punkte kämpft, hängt die zweite Mannschaft seit dem Abstieg in der Corona-Saison 21/22 in der Bezirksklasse fest. Bei einem so großen Verein weiß man nie genau, was einen erwartet, wenn die Tür sich öffnet und der Gegner hereinmarschiert, aber die Neureuter haben ein ziemlich eingespieltes Team in der zweiten Mannschaft und genau mit dieser Aufstellung wurde der Überraschungs-Spitzenreiter der Klasse, Untergrombach 3 konfrontiert. Untergrombach musste auf Niklas Jung verzichten, dafür rückte der erfahrene Alexander Wachter an Brett 8 nach. Dennoch hatte der SCU 3 die stärkste Aufstellung aller Mannschaften am vierten Spieltag. Man muss jedoch der von einem Neureuter Spieler geäußerten Vermutung, dass dies ausgerechnet immer gegen Neureuter Mannschaften passiere, entschieden widersprechen, denn der SCU 3 stellt in dieser Saison einfach an jedem Spieltag stark auf...

Und genau jener Alexander Wachter steuerte nach knapp drei Stunden Spielzeit das erste Ergebnis des Kampfes bei: Unentschieden und beim Blick auf die Schlussstellung ist das ein äußerst überraschendes Ergebnis. Aufs Brett kam die Paulsen/Taimanov-Variante in der Sizilianischen Verteidigung, hier ließ Wachter mit Weiß zu, dass Schwarz sich einen starken Freibauern auf der d-Linie schaffen konnte, der im Grunde den kompletten weiteren Spielverlauf dominierte. Schwarz opferte berechtigt eine Qualität, um den Bauern nach d3 zu drücken, während Weiß auch noch zusätzlich das Problem des unrochierten Königs lösen musste. Gerade als sich Weiß aus der Drucksituation zu befreien schien, ging über eine zweizügige Kombination eine Qualität verloren und Schwarz stand nach starken Spiel hemmungslos auf Gewinn. Doch statt die verdiente Ernte in Form eines nicht zu stoppenden Mattangriffs gegen den weißen König einzubringen, gab der Neureuter Spieler aus unerfindlichen Gründen die Partie Remis und brachte sich damit um den verdienten Lohn einer stark vorgetragenen Partie. Großes Glück für den SCU und Alexander Wachter!


Einfach nur Glück oder halt gnadenlos abgebrüht? Alexander Wachter steuerte ein Remis in totaler Verluststellung bei.

Ein weiteres Remis kam an Brett 3 zustande und auch hier war es das falsche Ergebnis, aber unter umgekehrten Vorzeichen. Untergrombachs Mannschaftsführer Bernhard Kling führte die schwarzen Steine und verließ bereits nach fünf Zügen im Grand-Prix-Angriff der Sizilianischen Verteidigung mit einem bestenfalls fragwürdigen Damenausfall nach a5 die Theoriepfade. Weiß hatte in der Folge bequemes Spiel und nutzte diese Möglichkeiten auch weidlich aus. Ein weißer Springer drang nach g7 (!) ein, das schwarze Rochaderecht ging verloren. Im fünzehnten Zug war tiefes Rechnen angesagt, Weiß hätte nach einem schwarzen Konter den Vorteil vergrößern können, fand jedoch die entscheidende Idee nicht. Die Partie kippte, plötzlich war Schwarz am Drücker. Bernhard Kling war nun in seinem Element, konnte seinen Königsangriff Zug um Zug vorbereiten und schließlich in die Tat umsetzen. Unter starkem Druck brach die weiße Stellung zusammen, im letzten Zug der Partie stand ein Mattangriff in neun Zügen auf dem Brett. Die Grundidee zum Mattangriff war nicht allzuschwer zu finden, aber in der Praxis ist das manchmal schwerer als gedacht. Nachdem Alexander Wachter am achten Brett mit Glück einen halben Punkt erkämpft hatte, verschenkte Bernhard Kling diesen halben Punkt wieder und es stand 1:1.

Auch das dritte Ergebnis des Spieltags war eine Punkteteilung, aber diesmal eine gerechte. Am Spitzenbrett hielt Marc Toth mit Schwarz in der Abtauschvariante der Caro-Kann-Verteidigung den weißen Angriffsbemühungen stand und die Partie permanent im Gleichgewicht. Ohne wirklich spektakuläre Momente plätscherte die Partie gefällig dahin. Weiß hatte pflichtschuldig alles versucht, Schwarz hatte konzentriert alle Angriffsbemühungen abgewehrt. Am Ende stand ein gerechtes Unentschieden zwischen zwei gleich starken Spielern auf dem Spielberichtsbogen.


Die Spitzenbretter im Mannschaftskampf SCU 3 gegen Neureut 2, vorne die Begegnung Eugen Braun gegen Marc Toth.

Den vierten Punkt im vierten Spiel (!) holte sich Michael Noll mit Weiß, dessen Gegner in der Bird-Eröffnung mit einem Gambit gegenhielt, das Noll verständlicherweise gerne annahm. Weiß stand in der Eröffnung bequem, vielleicht zu bequem, denn nach einer Unachtsamkeit ging der Gambit-Bauer wieder verloren und nun gab Schwarz den Takt vor. Der Untergrombacher fand jedoch unter Druck stets die richtigen Züge, um die Partie zu halten. Als Schwarz im Endspiel einen Bauern gewinnen konnte, drohte die Partie erneut zu kippen. Als Noll einen weiteren Bauern anbot, griff Schwarz zu und warf mit diesem Blackout die Partie weg, denn ein kleine Taktik mit Mattdrohung führte zwangsläufig zum Verlust eines ganzen Turms, so dass der Neureuter Spieler verständlicherweise keine Lust mehr hatte, die Partie fortzusetzen und die Gastgeber waren mit 2,5 : 1,5 in Führung gegangen.

Eine spektakuläre Partie führte Kay Hayen am zweiten Brett zum Sieg. Schon ein kurzer Blick auf die Situation dort und der Versuch, die sich ergebenden Varianten mitzurechnen, führte beim Berichterstatter zu leichten Schwindelanfällen. Auf dem Brett war irgendeine Abart des Holländischen Systems, beide Protagonisten legten ihr Spiel kompromisslos an. Schwarz hatte kurz rochiert, Weiß lang und ohne Umschweife ging es auf dem Brett zur Sache. Hayen hatte starken Druck gegen die schwarze Königsstellung initiiert, dabei war ein schwarze Springer gefesselt. Bei der Entfesselung unterlief Schwarz ein folgenschwerer Fehler:

Hayen - Schulz, Stellung nach 21. Dxd4

In dieser scharfen Stellung versuchte Schwarz den Zug 21. ... c5? und Weiß fand die korrekte Widerlegung;

22. Da4 Tad8 25. Th5! b5 ?! 26. Lxb5 Sb6?! (pure Verzweiflung) 27. Dxa5 Df6 28. The5!

und Weiß steht komplett auf Gewinn. Weiß muss in dieser scharfen Stellung aber stets aufpassen, dass er nicht in einen schwarzen Konter läuft. Kay Hayen meisterte die Aufgabe mit Bravour und brachte seine Mannschaft nach ganz starker Leistung gegen einen gefährlichen Gegner mit 3,5 : 1,5 in Führung.

Nereut konnte in der Folge den Rückstand auf 2,5 : 3,5 verkürzen. Am siebten Brett musste Simon Kling mit Schwarz gegen einen erfahrenen und gewieften Gegner bestehen. Auf das Brett kam das Damengambit als Eröffnung und Kling machte seine Sache lange sehr gut und hielt die Begegnung lange im Gleichgewicht. Im Turmendspiel hatte dann Weiß jedoch einen Bauern auf c6 und Kling musste verteidigen. In dieser schwierigen Lage genügte ein einziger Tempoverlust und Weiß wickelte in ein gewonnenes Bauernendspiel ab und nahm den vollen Punkt mit.

In einem ziemlich verrückten Mannschaftskampf schoss Luca Toth mit seinem Schwarz-Sieg definitiv den Vogel ab. Mal wieder war Königsindisch auf dem Brett und der Untergrombacher kam stark aus der Eröffnung, erhöhte den Druck gegen die weiße Stellung planmäßig. Weiß jedoch, obwohl nach DWZ klar unterlegen, hielt mit starker Leistung dagegen. Die Krönung der weißen Leistung war, dass dieser ein Qualitätsopfer absolut korrekt berechnete und in der Folge mit starkem und planmäßigen Spiel in Vorteil gelangen konnte. Unter zunehmendem Zeitdruck ging die Qualität wieder verloren und nur einen Zug vor der Zeitkontrolle verlor Weiß die Nerven und statt nach einem schwarzen Bluff cool den verdienten Punkt einzusammeln, ließ der Neureuter Spieler die Zeit ablaufen. Äußerst bitter für die Gäste nach dieser sehr engagierten Vorstellung, in entscheidender Situation den Punkt abzugeben, statt ihn mitzunehmen. Fest stand, mit dem letztlich doch unverdienten Sieg am fünften Brett hatte der SCU den vierten Sieg in Folge einegsammelt, denn nun führte man uneinholbar mit 4,5 : 2,5.

Aber das war noch nicht das Ende eines verrückten Mannschaftskampfs, denn da war noch die Partie an Brett 4 zwischen Levin Wettstein mit Weiß und Henning Garrus. Schwarz kam in der Abtauschvariante der Französischen Verteidigung gegen den favorisierten Untergrombacher Jugendspieler stark aus der Eröffnung und erspielte sich bei gegenläufigen Rochaden mit schwarzem Angriff gegen die weiße Königsstellung in überzeugender Manier Gewinnstellung. Wettstein kämpfte wie ein Löwe und stemmte sich gegen die drohende Niederlage. Und dies gelang mit Bravour: Unter Druck glich Wettstein die Stellung Zug um Zug mehr aus, konnte schlussendlich in ein ausgeglichenes Springerendspiel abwickeln. Dort wurden auch noch die Springer getauscht und es war ein immer noch ausgeglichenes Bauernendspiel auf dem Brett. Wie man weiß, verzeihen Bauernendspiele nicht den geringsten Fehler, ein solcher unterlief Schwarz jedoch im 48. Zug und die Gelegenheit ließ sich Levin Wettstein nicht nehmen, er konvertierte seine Gewinnstellung zum 5,5 : 2,5 - Endstand.


Links Levin Wettstein neben Mannschaftsführer Bernhard Kling.

Am Ende des Tages stand ein 5,5 : 2,5 - Heimsieg für Tabellenführer Untergrombach 3 zu Buche, der nicht nur in der Höhe unverdient war. Die Gäste aus Neureut erwiesen sich als absolut ebenbürtiger Gegner und müssen es sich selbst zuschreiben, nicht die beide zu vergebenden Mannschaftspunkte aus Untergrombach entführt zu haben, die Gelegenheiten an den Brettern 4, 5 und 8 wurden halt nicht genutzt und die Schachgöttin Caissa hielt ihre schützende Hand über die Untergrombacher Spieler.

Aufsteiger Untergrombach 3 geht sensationell als Tabellenführer der Bezirksklasse Karlsruhe in die Weihnachtsferien und fast noch sensationeller hat die Mannschaft nach knapp der Hälfte der Saison den besten DWZ-Schnitt aller Mannschaft und das ist das Verdienst einer überragenden Antrittsmoral der Untergrombacher Vereinsmitlglieder über alle Mannschaften hinweg auf die der Verein einfach sehr stolz sein kann.

Nach der Pause zum Jahreswechsel tritt der SCU zum Spitzenspiel in Rheinstetten an und schickt schon mal schöne Weihnachtsgrüße an den nächsten Gegner, der sich auf eine bärenstarke Untergrombacher Aufstellung freuen darf.