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Deutscher Internet-Schach-Amateurmeisterschaft 2020

Das Finale der Deutschen Internet-Schach-Amateurmeisterschaft 2020 ist gespielt. Der Untergrombacher IM Heinz Fuchs kam im A-Finale auf Rang 45. Zweiter wurde mit FM Hans-Joachim Vatter ein ehemaliger Untergrombacher.

In der Vorgruppen war der Untergrombacher Markus Krieger mit dabei. Er war aus verschiedenen Gründen von der DISAM nicht sehr begeistert. Hier ist sein persönliches Fazit.

vin Markus Krieger

In der Woche vom 14.04. hat der DSB online die Deutsche Internet-Schach-Amateurmeisterschaft stattfinden lassen. Vom 14.04. bis 16.04. waren die Qualifikationsturniere, am Samstag, den 18.04. wird das Finale sein. Gespielt wird in drei Gruppen, eingeteilt nach DWZ, Bedenkzeit 3min + 2sek. Ich selbst bin in der Gruppe A mit einer DWZ-Spanne zwischen 1900 und 2300 angetreten.

Die Turniere vom 14. bis 16.04. wurden getrennt in 9 Runden gespielt und in jedem konnte man sich für das Finale qualifizieren. Zunächst zu meiner Leistung: Schwach: 4/7, 4/9, 3/9. Waren zwar z. T. gute Gegner, dennoch enttäuschend.

Auffallend hier, dass ich am 14.04. nur an sieben Runden teilgenommen habe. Wie kommts? An jedem Qualifikationsspieltag gab es einige Spieler, die einfach hin- und wieder nicht ausgelost wurden.

Bei mir hat am Anfang (angeblich) in einem Freitextfeld (!) bei meinem Useraccount der Vereinsname gefehlt. Dazu sei gesagt, dass es Pflicht war, den echten Namen und den Verein anzugeben. Andere Spieler hatten in dem Feld irgendwelche tollen Sprüche drinstehen, durften dennoch mitspielen. Auch war es Pflicht, sich vorher online zu registrieren. Seltsamerweise hatte ich immer wieder Gegner, die nicht in der Registrierungsliste auftauchen. Aber Hauptsache das Freitextfeld war nicht leer.

Wie kam ich an die Info mit dem Freitextfeld? Wer jetzt denkt, die super Turnierleitung hätte hier unterstützt, den muss ich leider enttäuschen. Es wurde zwar im Vorhinein groß angekündigt, dass man sich jederzeit, auch im privaten Chat, an die Turnierleiter wenden könnte. Auf sämtliche Hinweise von anderen Spielern und mir wurde jedoch in bester Turnierleitermanier einfach nicht reagiert, stattdessen wurde auf DWZ-Witze eingegangen und sich über Spielernamen lustig gemacht. Prioritäten... Ein anderer Spieler hat mir dann den Tipp gegeben, sodass ich nach zwei kampflosen Runden doch mitspielen durfte.

Nachdem meine Motivation durch die Nullrunden sowieso schon gigantisch groß war, wurde sie durch die unglaublich moderne und nutzerfreundliche Software von chessbase bzw. playchess zusätzlich gesteigert. In Zeiten von lichess & Co. ist es mir unerklärlich, wie auf so einer Schrottsoftware ein Turnier des DSB stattfinden kann. Es ist ungefähr so, wie wenn man mit einem Ferrari fahren könnte, stattdessen jedoch zum Dacia greift. Wobei ich hier Dacia in Schutz nehmen möchte, die Autos scheinen ja wohl wenigstens fehlerfrei zu funktionieren.

Folgende „Features“ von playchess wären in den 1980er sicher als annehmbar zu bezeichnen, 30-40 Jahre später aber dann wohl doch eher nicht mehr: Alles ist extrem langsam und verzögert. Es laufen angeblich noch Partien, die schon längst beendet ist. Tabellen aktualisieren sich nicht. Weiterhin: Ein Gegner bietet dir Remis, das gesamte Bild verändert seine Farbe und ein extrem nerviger Popup schießt mitten auf das Brett. Kaum störend im Blitzschach. Oder: Es ist kaum möglich, Profile von Spielern bewusst anzuschauen. Man muss sich durch Paarungslisten klicken, diese sortieren und dann hoffen, dass im Profil der Name des Menschen hinter dem Account steht. War zwar wie gesagt Pflicht, aber darauf bin ich ja schon eingegangen. Auch überragend: Spieler verlieren immer wieder die Verbindung zur Software – was mich nicht wundert – und können sich dann wieder in die Partie einwählen. Dadurch wird eine Runde dann gerne mal um zehn Minuten in die Länge gezogen, da Verbindungsabbrüche gerne 10-20-mal pro Spiel passiert sind. Neuland Internet. Ich könnte hier noch unzählige weitere Unzulänglichkeiten aufzählen. Wäre ja auch alles nicht so schlimm, wenn es nicht zig deutlich bessere Alternativen zum Spielen gäbe.

Während ich diese Zeilen tippe, ist es mir nach wie vor einfach unerklärlich, was den DSB geritten haben muss, auf so einer unendlich langsamen, überhaupt nicht intuitiven und – es mag subjektiv klingen – unglaublich hässlichen Plattform ein Turnier auszutragen. Noch dazu kommt, dass die chessbase-Wertungszahlen so repräsentativ sind wie Wahlergebnisse in Nordkorea: Mal haben Spieler mit DWZ 2250 eine Wertungszahl von 1300 bei chessbase (die Anfangswertungszahl ist immer 1620), mal spielst du gegen jemanden mit chessbase 2200 bei einer DWZ von 1900. Bei lichess sind die Wertungszahlen zwar alle ein bisschen zu hoch, aber dort ist es zumindest einheitlich.

Wie meine Ergebnisse vermuten lassen, habe ich es nicht in die Endrunde geschafft. Warum ich überhaupt am Qualifikationsturnier zwei und drei teilgenommen habe, kann ich mir selbst nicht beantworten. Dass ich am Samstag nun „frei“ habe, kann ich – wie sich der Leser, der es bis an diese Stelle im Artikel geschafft hat, wohl denken kann – ganz gut verkraften.

Allen für das Finale qualifizierten Spielern wünsche ich viel Erfolg und vor allem die Möglichkeit, ohne technische Probleme spielen zu können. Auch wenn Letzteres wohl ein unerfüllter Wunsch bleiben wird.

von Ralf Toth

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